Die Côte d’Ivoire ist ein religiös erfrischend gemischtes Land. Ca. 40% Muslime, 30% Christen und 30% Naturalisten oder sonstige Religionen. Im Norden des Landes dominieren die Muslime, denn aus dem Norden, aus der Wüste kamen die arabischen Missionare mit Allahs Botschaft. Im Süden dominieren die Christen, denn die französischen christlichen Missionare kamen per Schiff und landeten im Süden an. Bouakė liegt in der Mitte und bildet einen Schmelztiegel aus beidem. Die Naturreligionen dominieren in den abgelegenen Dörfern, in den Städten gelten die alten Traditionen als rückständig. Doch das heißt nicht, dass es nicht auch in den Städten Menschen gibt, die sich in den Inhalten und Ritualen der traditionellen Religionen ausbilden lassen. Sie fahren dazu in ihre Heimatdörfer und praktizieren die Rituale dort. Wobei man auch in der Stadt manchmal Zeichen findet, die auf ein durchgeführtes Ritual hinweisen. Was aber die anderen beiden Religionen angeht, so praktiziert man zumindest in Bouakė ein herzliches Miteinander. An Weihnachten haben alle Kinder gute Chancen auf ein Geschenk, und zu Tabaski laden die Muslime ihre christlichen Nachbarn ein. Morgen ist Tabaski. Es ist ein hoher muslimischer Feiertag, an dem man, wenn es der Geldbeutel erlaubt, einen Hammel schlachtet und mit Familie und Freunden zusammen feiert. Den religiösen Hintergrund habe ich noch nicht herausfinden können, vielleicht kann eine Leserin/ein Leser etwas dazu beitragen?
Wie dem auch sei, in den Zentren von St. Camille gibt es kein Geld, um einen Hammel zu kaufen oder sonstige Extras beizutragen. Schade.
Doch eine Kleinigkeit gab es heute doch.
Bei meiner Abschiedsrunde hatten die Männer eine Liste von Wünschen geäußert. Dinge, die zur Unterhaltung und Aktivierung beitragen könnten. Darunter waren: Tischkicker, Fernseher, Stühle, Spiele und ein Fußball. Nun, ich kann keinen Hammel herzaubern. Aber ein Fußball? Hey, ein kleines Teil und bis zu 22 Menschen sind beschäftigt, zählt man die Zuschauer, Kommentatoren etc. dazu, hat die ganze Klinik was davon! Also los, und nach kurzen Preisverhandlungen hatte ich die große Freude, den Ball zu überreichen. Und wie Männer halt so sind, Sekunden später waren sie am Spielen ;-)!!!
Bonne Fete, Monsieurs!!
P. S. Inzwischen weiß ich, was es mit Tabaski auf sich hat und eigentlich müssten Christen, Juden und Muslime zusammen feiern. Dieses Fest erinnert daran, wie Abraham drauf und dran war, seinen Sohn Isaac zu opfern und damit seinen unbedingten Gehorsam zu Gott zu zeigen. Im letzten Moment kam ein Engel, rettete Isaac vor dem Opfertod und schenkte Abraham stattdessen einen Hammel, den dieser anstelle seines Sohnes opferte. Heute werden überall im Land und natürlich überall in der moslemischen Welt im Anschluss an die Gebete in den Moscheen Hammel geschlachtet, um der wundersamen Rettung Isaacs zu gedenken.